2. Tag
Der grüne Innenhof des Hotels wirkt im Schein der ersten Sonnenstrahlen noch grüner. Und über dem Dach erhebt sich der Volcan Agua, einer von drei Vulkanen, die sich rund um Antigua aufreihen.
Die Natur ist nicht nur Segen für die Stadt. Mehrmals wurde sie von Erdbeben zerstört, was letztlich auch dazu führte, dass der Regierungssitz 1776 nach Guatemala-Stadt verlegt wurde. Zwar wurde Antigua immer wieder aufgebaut, zum Schluss aber eher pragmatisch. Von der Kathedrale steht nur noch die Vorderfassade und ein kleines Kirchenschiff, wie wir bei einem Rundgang am Vormittag erfahren.
Eindrucksvoll von außen, aber ziemlich nüchtern von innen ist auch auch die Klosterkirche La Merced. Früher, erzählt Reiseleiter Peter, glänzten alle der über 30 Kirchen in barocker Pracht. Was nichts an dem Umstand ändert, dass Antigua als eine der schönsten - wenn nicht gar als schönste - ehemalige Kolonialstadt in Zentralamerika gilt. Die Gassen haben Charme, und hinter vielen Toren verbergen sich - wie in unserem Hotel - wunderschöne Innenhöfe, häufig mit Restaurants. Seit 1979 zählt die Altstadt zum Unesco-Weltkulturerbe.
Wo sich Touristen bewegen, sind auch Händler nicht weit. Tücher und Ketten, Flöten und Masken. Und alles erschwinglich, solange man die Augen offenhält. Eben sei er übers Ohr gehauen worden, berichtet ein Mitglied der Reisegruppe. Statt 70 Quetzales (knapp 7 Euro) habe man ihm nur 30 rausgegeben. Als er es bemerkte, war es schon zu spät.
Nach dem Mittag steht noch eine kleine Bustour auf dem Programm. Zunächst machen wir Stopp in La Ciudad Vieja, der alten Stadt. Ein ganz besonderer Ort, sagt Peter: Hier wurde die erste Kathedrale auf amerikanischem Boden errichtet. Sie steht noch heute, in die Frontseite ist die Jahreszahl 1534 eingemeißelt. Von hier aus begannen die Spanier also ihre religiöse Eroberung der Neuen Welt. Irgendwann brachten sie auch den Kaffee - heute gehört der zu den Exportschlagern Guatemalas.
Peter will uns zu einer Plantage führen, doch die ist verschlossen - wahrscheinlich, weil Sonnabend ist. Seltsam, schließlich steht unser Programm schon seit Monaten fest. Peter verspricht uns, dass wir das Thema Kaffee nachholen werden, und bringt uns noch zu einer Jadeschleiferei. Jade gibt es in vielen Ländern der Welt, aber die richtig harte "Jadite" finde man nur in Burma, Russland und - Guatemala. Wir werden durch die Werkstätten geführt, es gibt ein Tässchen Kaffee (!), und dann darf noch gekauft werden.
Anschließend bummeln wir noch ein bisschen durch die Gassen. Im Zentralpark, dem Mittelpunkt der Stadt, inszenieren Fotografen gerade eine Hochzeitsbilderserie. Als es dunkel wird, postieren sich Musiker vorm Rathaus. Ein älteres Paar tanzt. Die Fassade der Kathedrale leuchtet im Licht der Scheinwerfer.