6. Tag:
Heute wird unsere Reisleiterin von Claudia abgelöst, einer Expertin für Washington D.C. Das ist nicht mein erster Aufenthalt in Washington D.C., aber erst heute habe ich erfahren, warum es in Washington D.C. keine Wolkenkratzer gibt. Heute erfahren wir, dass kein Gebäude höher sein darf als das Capitol. Und dann sag mal einer, Reisen bildet nicht! Es geht vorbei am Pentagon, in welchem 26.000 Menschen arbeiten. Um dem Verbot zu entgehen, höher als das Capitol zu bauen, haben sich die Amerikaner etwas einfallen lassen: Sie bauen einfach nach unten! Deshalb hat das Pentagon 5 Etagen unter und 5 Etagen über der Erde. Ideen muss man haben, im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Wir beginnen unsere Besichtigungstour heute auf dem Arlington Friedhof. Wir erfahren, dass es ein aktiver Friedhof ist, auf dem sich 40.000 Gräber befinden. Um auf diesem Friedhof begraben zu werden, muss man mindestens 20 Jahre im Militärdienst gedient haben. Auf diesem Friedhof finden wir auch das Grab von John F. Kennedy, seiner Frau, seinen Kindern und seinen zwei Brüdern. Claudia erzählt uns sehr ausführlich, dass Jaqueline Kennedy das Grab der Familie entworfen hat. Es ist ganz schlicht gehalten mit einem Licht, das immer brennt. Es soll die Seele symbolisieren, die auch nach dem Tode eines Menschen immer weiterlebt. Ein sehr beeindruckendes Erlebnis.
Nach dem Besuch des Friedhofs geht es weiter zum Lincoln Denkmal. Vorher allerdings laufen wir am Denkmal von Einstein vorbei und natürlich am Vietnam-Veteranen-Kriegsdenkmal vorbei. Ein sehr beeindruckendes Denkmal: Die Namen aller Opfer (58.261) wurden auf zwei versunkene Granitwände so gestaltet, dass sich die Umgebung in ihnen spiegelt.
Von dort aus geht es zum Lincoln Denkmal. An manchen Stellen hab ich immer wieder gefragt, woher kommen nur all diese Menschen? Nun ja, jetzt stehe ich auch davor und gehöre zu diesen Menschen. Die 36 Säulen um das Memorial erinnern an die ersten 36 Staaten, die zur Amtszeit des 16. Präsidenten Abraham Lincoln, die Staaten die Vereinigten Staaten bildeten. Später wurden die weiteren 12 Staaten um das Dach des Denkmals herum eingemeißelt, um schließlich noch später die beiden letzten Staaten Hawaii und Alaska mit zwei Tafeln auf dem Boden zu verewigen. Hier findet man auch die berühmte Gettysburg Rede von Lincoln und die eine knapp 6 m hohe Statue von Lincoln.
Natürlich kann man von hier aus ganz wunderbar das Washington Denkmal, ein weißer Marmorturm in der Form eines Obelisken, sehen. Es ist 170 m hoch und wenn man genau hinschaut, kann man auch erkennen, dass es in zwei Etappen gebaut worden ist, weil die Steine des unteren Drittels dunkler sind als die im oberen Bereich. Zwischen Lincoln Memorial und Washington Denkmal befindet sich der sog. Reflecting Pool, ein Wasserbecken, in dem die Denkmäler sowie die Umgebung wunderbar reflektiert werden.
Anschließend geht es zum Capitol, dem Sitz des amerikanischen Kongresses. Was soll ich sagen: Wieder mal ein gigantisches Bauwerk, welches von 1793 bis 1823 erbaut wurde, später erweitert wurde und heute ca. 229 m lang ist, bis zu 107 m breit und an der höchsten Stelle über 80 m hoch ist. Der Name Capitol kommt aus dem römischen und geht auf einen der sieben Hügel Roms, dem Kapitolinischen Hügel zurück.
Schließlich geht es von dort aus zum Weißen Haus, dem Regierungssitz des amerikanischen Präsidenten. Den Namen erhält das Haus von Theodore Roosevelt, aufgrund seines weißen Anstrichs (übrigens erfahren wir, dass die Farbe aus Deutschland kommt). Ob auch hier französische Gebäude als Vorbild dienten, ist noch unklar. Sicher ist allerdings, dass man mit dem Bau um 1800 begonnen hat, es zwischendurch zerstört wurde aber immer wieder aufgebaut und kernsaniert wurde. Was mich faszinierte, war nicht unbedingt das Weiße Haus (ich war schon mal in Washington), sondern vielmehr die Tatsache, dass Friedenaktivisten, die ich schon vor 15 Jahren dort gesehen habe, immer noch dort sitzen und für den Frieden demonstrieren. Wir erfahren aber, dass die Frau, die das seit 30 Jahren gemacht hat, in diesem Jahr verstorben ist und von einem Kollegen abgelöst wurde. Es ist schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die für eine Sache einstehen und nicht aufgeben, daran zu erinnern. Also auch ein weiteres Schlüsselerlebnis für mich!
Am Ende dieser Tour verabschieden wir uns von unserer Reisebegleiterin Claudia und begeben uns in die Museumsmeile der Stadt. Zwei Stunden Aufenthalt sind nichts! Alle Museen sind kostenlos zu besuchen, alleine für die Wartezeit benötigt man nicht nur viel Geduld sondern auch viel Zeit. Dazu kommt, dass man sich ja nicht entscheiden kann, in welches Museum man gehen möchte. Das Luft-und Raumfahrtmuseum wird das Ziel meines Mannes und mir. Sicherheitskontrollen (übrigens überall), sehr viele Menschen aber auch spannendes aus der Geschichte der Luft- und Raumfahrtechnik zu sehen. In jedem Fall einen Besuch wert. Am Nachmittag geht es dann weiter nach Philadelphia, einer weiteren geschichtsträchtigen Stadt auf unserer Ostroute! Es geht vorbei an Baltimore, an Salz- und Kohlelager und an der John Hopkins University. Unser Hotel liegt in einen kleinen Vorort von Philadelphia, King of Prussia.