Juli 2021

Reisebericht: Griechenland – Segelkreuzfahrt rund um Korfu

Unsere Chronistin nimmt Sie mit auf eine Motorsegler-Reise! Entdecken Sie dabei traumhafte Inseln, glasklare Buchten und urige Hafenstädtchen - kombiniert mit viel griechischem Charme.

Chronistin spricht über Griechenland
Mein Tipp

Mit dem Motorsegler durch Griechenland

Berge & Meer Chronistin

"Reisen ist mein Hobby, meine Leidenschaft. Auch wenn ich gern auf allen Kontinenten unterwegs bin, so zieht es mich immer wieder nach Griechenland. Da kommt viel Schönes auf engem Raum zusammen!"

Vorwort

Es gibt Träume, die man sich selbst erfüllen kann. Eine Woche auf einem gemütlichen hölzernen Motorsegler knapp oberhalb der Wasserkante von Insel zu Insel, von Bucht zu Bucht zu gondeln, das ist für uns eine ganz neue Griechenlanderfahrung.

Die Tour

Die Panagiota schippert uns vom Alten Hafen in Korfu-Stadt zwischen der Insel, dem Festland und Paxos wie Antípaxos herum, wie es Wind und Wellen gerade erlauben. Kapitän Vasilis entscheidet über die Reihenfolge, wohin es geht. Manchmal gibt es in den winzigen Häfen keinen Platz für mehr als ein großes Schiff. Nun, dann geht es heute eben nicht, dann vielleicht morgen. Es ist auch egal, wohin wir fahren, überall ist es schön. Auf dem Meer unterwegs sein ist das Programm.

Die Panagiota ist einer der altmodischen (aber modernisierten!) hölzernen Motorsegler. Wir schlafen sieben Nächte unten im Bauch des Schiffes in einer winzigen Kabine, so ungefähr wie in einem Wohnmobil. Nachts schaukelt es manchmal leicht, so dass wir uns wie ein Baby in der Wiege fühlen. Jede Kajüte verfügt über ein eigenes Bad. Auf dem Deck ganz oben kann man sich auf flachen Liegen sonnen. Gesünder für die Haut sind die vielen Sitze draußen unter einem festen Sonnendach, denn die Intensität der Sonnenstrahlung ist hoch auf dem Wasser.

Vorbei an steilen, bizarren Felsen, Grotten, Höhlen, Felsklötzchen, Inselchen, Sand- oder Kiesstränden und karibisch anmutenden Lagunen fahren wir gemütlich umher und springen täglich mehrmals mit einem Plumps vom Bordrand oder klettern über eine Treppe ins blaue warme Wasser. Und wie klar, ruhig und sauber! Vom oben kann ich gucken, ob ich meine Fußnägel mal neu lackieren sollte! Taucherbrille? Eigentlich überflüssig. Man sieht jedes Fischlein tief unten auch so. Immer in Variationen: Eine ruhige Bucht zum Schwimmen, ein heller Strang Sand oder Kiesel, ein Streifen türkis-grünen Wassers, dahinter ein grüner Hügel mit einigen versteckt liegenden Häuschen, die im Grünen fast komplett verschwinden. Kiefern, Zypressen, Arbutus, Macchie, Oliven.

Manche schnorcheln mit Leidenschaft. Ich schwimme lange umher, bis meine Hände schrumpelig werden wie bei Kindern, die zu lange in der Badewanne sitzen. Paddelboote werden ins Wasser geworfen, Borde für Stand-up Paddling, Schwimmnudeln, alles wird gern ausprobiert. Viel Spaß zu vielen auf einem einzigen Brett! Ich schwimme in eine Grotte hinein. Da schwappt es, der Hall ist lustig, die Felsdecke bröckelig. Schnell raus, ehe nachher eine Schlagzeile in den Medien erscheint wie: "Deutsche Touristin in griechischer Höhle vom Steinschlag verletzt!" Der Koch wirft Brotbröckchen ins Wasser. Er will angeln, Fische anlocken. Die Besatzung geht mit uns schwimmen und mischt sich unter die Passagiere. Arbeit und Freizeit werden nicht scharf getrennt. Auch heißt Service in Griechenland nicht, dass man sich immer von den Betreuten separiert.

Mittags kocht der Koch Epaminondas. So ein langer Name! Also nur Nondas! Er gibt sich große Mühe und bringt all das auf den Tisch, was Griechen (und wir!) gern essen, alles sehr gut! Erstaunlich, wie er und Nelly in der winzigen Küche hantieren und Platz für alles finden. Drei Vorspeisen zur Auswahl, alles gute, typische Gericht, kein "Touristenessen". Frittierte Fischchen z. B., gefüllte Weinblätter mit Avgolemono-Soße, frischer Salat, Gemistes, Moussaka, Paputsakia, unwiderstehlich. Zum Nachtisch gibt es oft Obst, Melone, Kirschen, Apfelstücke mit Zimt und Zucker, köstlich! Das Mittagessen schmeckt so gut, dass wir am Ende zum Dank klatschen. Beim Essen sitzen alle Passagiere an zwei langen Bänken zusammen. Mit uns schippert ein lustiges Völkchen aus sechs Ländern und fünf Sprachen herum, insgesamt 19 Leute. Von Anfang 20 bis Ende 70 ist jede Altersgruppe vertreten. Englisch können (fast) alle gut, also ist das die Bordsprache. Trotzdem: Jeder kann auch ein bisschen Deutsch, Spanisch, Französisch oder Italienisch, so dass es lustig durcheinander geht. Wie sagt ihr bei euch "ok"? Na, ok! Wie heißen Kichererbsen in den verschiedenen Sprachen? Wir hatten viel Spaß dabei.

Ich sitze gern auf Deck im Schatten und schaue aufs Meer und die Küstenlinie. Einfach nur gucken. Die Ausfahrt aus dem Hafen von Korfu, vorbei am Kastell, ist allein schon ein Genuss. Das Achilleon liegt im Grün. Überhaupt: Grüne Küste, Oliven, Zypressen und Kiefern. Silbern glitzert das Meer, Schiffe ziehen vor der gestaffelten grau-schwarzen Küste entlang.

Die Steilküsten der Inseln Paxos mit Faltungen, Schichtungen, Grotten, Höhlen, einzeln stehende Steinsäulen sind sehenswert. Manchmal wirken die Steinformationen wie aufgestapelt, mal stehen sie senkrecht nebeneinander, mal auch rund und wulstig wie erstarrter Kuchenteig. Obenauf ist alles grün, niedrige Kiefernbüsche, Macchie, überwiegend silbrig grün vor lauter Olivenbäumen, dazu mal eine weiße Kapelle, ein Leuchtturm. Die kleine Insel Antípaxos sieht nicht so viel anders aus als die große Schwester. Zwischen den weißen Felsen liegen feine Sandstrände.

Ein besonderes Schauspiel ist das Ankern in einer beliebigen Bucht. Ein junger Matrose, mal Jorgos, mal Mohammed, muss mit einem dicken Tau an Land schwimmen, das er an einem Felsen festbinden soll. Kapitän Vasili begutachtet die Festigkeit. Er schüttelt den Kopf, nein, so hält das nicht. Einmal fand Jorgos erst beim dritten Anlauf eine Stelle, wo er das Seil sicher festmachen konnte. Die Besatzung diskutierte munter, wo er es mal versuchen könnte. Jorgos machte also das Seil los, das Boot rückte etwas nach rechts, und nach eingehender Beratung knüpfte er es mit einem festen Knoten an einem durchlöcherten Felsstück an. Vasilis war zufrieden. Ebenso ist das rückwärts Einparken der Panagiota in eine enge Parklücke in winzigen Häfen ein Erlebnis.

Wir biegen auf Paxos in einen langen Kanal ein, der Enge zwischen einer vorgelagerten Insel und dem Dorf Gaios. Zahlreiche Motorsegler, kleine und große Boote kommen uns entgegen, auch zwei größere Ausflugsschiffe. Es wird gehupt, macht Platz! Was für eine Fülle auf dem Wasser. Viele teure Yachten sind unterwegs. Der Ort liegt entlang der Bucht ausgestreckt verlockend in der Sonne. Neoklassizistische Bauten, ein Kirchplatz mit einer rot gestrichenen Kirche, hübsche Lokale, eine zentrale Platia, genau da wollen wir hin. Es gibt nur wenige Ankerplätze für Schiffe mit einem gewissen Tiefgang. Unsere Panagiota schickt sich an, rückwärts einzuparken an einer engen Lücke zwischen zwei Booten. Das eine hupt, die Seeleute rufen sich gegenseitig was zu, schon warten wir, bis ein größeres Boot ausgelaufen ist, dann manövriert unsere Crew das Schiff sicher in die Parkposition. Der Steg wird heruntergelassen, wir gehen von Bord, Ausschwärmen zum Essen und Erkunden! Immer legen wir mitten im Ort an und haben Zeit. Wir biegen ein in die Gassen mit Bars und Restaurants sowie etlichen Andenken- und Klamottenläden, was Touristen eben so brauchen. Bald geraten wir in die hinteren Reihen, da wo die Einheimischen unter sich sind. Unglaublich üppige, farbintensive Blumen und Ranken geben dem Ganzen einen malerischen Anstrich, auch die vielen Weinblätterdächer.

Mädchen haben einen kleinen Stand aufgebaut mit Muscheln, Schnecken und selbst bemalten Steinen, die sie geschäftstüchtig verkaufen wollten. Die Jungs sitzen gegenüber zusammen, jeder guckte intensiv auf sein Handy. Wenn einer was Lustiges gefunden hatte, recken alle die Hälse und wollen das auch mal sehen. Und wieder guckt jeder vor sich hin, während die Mädchen ordentlich Kasse machen. Lakka liegt in einer tief eingezogenen Bucht, ein kleiner Ort in Gelb, Ocker, Rosa und Weiß. Massen an Booten liegen vor der Hafenkante. Die Tische und Stühle von Lokalen stehen direkt auf dem Beton des Hafenrands.

Wir drehen eine Runde durchs Dorf und setzen uns vor ein traditionelles Kafenion auf ein Abendbierchen. Hier gibt es zum Getränk nicht die inzwischen üblichen Touristen-Nüsschen, sondern noch die traditionellen Gurken- und Fetastücke.

Eine weitere Runde brauchen wir, bis wir den perfekten Platz am Wasser mit Aussicht und dem passenden Angebot gefunden haben. Auf rot karierten Tischdecken liegen mit Oliven bedruckten Sets aus Packpapier. Tomatenkeftedes und Spetsofai werden uns serviert. Dazu eine Karaffe weißen Hauswein. Später vielleicht mehr Mezedes, tha doume. Kein Brot? Hat der Wirt nicht, nur Pittabrot. Was? In Griechenland - und kein frisches Brot? Der Wirt lächelt verlegen und zuckt mit den Schultern. Nach einer Weile bringt er ein Körbchen mit frischem Brot. Mit einem Triumphlächeln stellt er es uns auf den Tisch. Der Bäcker nebenan war noch offen. Bravo!

Wir nähern uns dem Festland. Die venezianische Festung auf der vorgelagerten Halbinsel vor Parga liegt hoch oben sehr romantisch in Ruinen. Wir knipsen nach oben, die von oben auf unser Schiff runter. Der Ort zieht sich den Hang hoch. Die Farben sind nicht die gewohnt klassisch griechischen, sondern eher italienisch anmutend. Auf der anderen Seite der Bucht liegt ein Inselchen mit zwei weißen Kapellen, sehr romantisch. Eine intime Bucht mit einem kleinen Hafen, aber einer langen Hafenfront mit einem Lokal neben dem anderen.

Leinen los, es geht in Richtung Sívota. Ob wir jetzt oder später zum Schwimmen an der Blauen Lagune halten, hängt vom Aufkommen der Ausflugsboote ab. Wir haben ja Zeit und können wiederkommen, wenn die anderen weg sind. Sívota ist eine neuere Siedlung mit einem historischen Kern, von dem aber nicht mehr zu sehen ist. Wir ankern direkt vor der Reihe der Lokale an der Strandstraße. Viel los, die Nähe zum Fährhafen Igoumenitsa macht sich bemerkbar, ebenfalls zwei familienfreundliche Strände.

Wir sind froh, nie im Touristengetümmel zu schwimmen. Was für eine ruhige, erholsame Reise! Übrigens: Die meisten Passagiere stiegen direkt vom Flugzeug um aufs Schiff und vom Schiff wieder ins Flugzeug. Weitaus sinnvoller ist das "Berge und Meer-Paket" mit jeweils zwei Nächten vorher und nachher in einem Hotel in Gouviá nahe am Strand. Die Anspannung des Alltags dürfen von einem abfallen und hinterher kann man seine Erlebnisse Revue passieren lassen.

Gesegelt wurde übrigens gar nicht. Kein kleines bisschen! Wozu die Arbeit mit dem Ein- und Ausrollen der Segel, wenn man einen verlässlichen Motor hat. Auch bei den vielen anderen Segelyachten sehen wir kaum mal ein aufgespanntes Segel. Vielleicht ist tatsächlich zu wenig Wind? Die Panagiota ist ein Motorsegler. Es kommt darauf an, was man betont.

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